Am 18. April 1951 gründeten die Staaten Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Italien und die Niederlande in Paris die »Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS)«, oft auch als »Montanunion« bezeichnet. Der Vertrag dazu trat am 23. Juli 1952 in Kraft und endete am 23. Juli 2002. Zur Förderung des Gedankens einer europäischen Zusammenarbeit vereinbarten die Postverwaltungen der fünf Mitgliedsstaaten (B, D, F, I, L, NL) der »Montanunion« im Jahre 1955, jedes Jahr gemeinsam zwei Sonderbriefmarken herauszugeben. Eine Marke für die Frankatur einer Postkarte (Inland) und eine Marke für die entgeltgerehte Freimachung eines Standardbriefes (bis 20g, Inland). Dies war die Geburtsstunde der »EUROPA«-Briefmarken. Man einigte sich auf ein einheitliches Markenbild mit der Inschrift »EUROPA«. Die ersten »Europa«-Briefmarken erschienen am 15. September 1956. Als gemeinsames Markenmotiv wurde das Wort »EUROPA hinter einem Stahlrohrgerüst vor der Europafahne« gewählt (s. Abb.). Aber bereits bei der zweiten Ausgabe 1957 wich man wieder von einer einheitlichen Markengestaltung ab und überließ es den nationalen Postanstalten ein individuelles Markenmotiv zu wählen. Ein Jahr später kehrte man wieder zum ursprünglich Plan eines gemeinsamen einheitlichen Markenbildes zurück und behielt diese Regelung bis zum Jahre 1973 bei. Die letzten »Europa«-Briefmarken unter der Trägerschaft der »Montanunion« erschienen im Jahre 1959. Ab dem Jahre 1960 bis zum Jahre 1992 erfolgte die Ausgabe der »Europa«-Briefmarken unter der Trägerschaft der Dachorganisation »CEPT« (Conférence Européenne des Administrations des Postes et des Télécommunications). Diese gemeinsame Organisation zum Zwecke der Zusammenarbeit im europäischen Post- und Telekommunikationswesen wurde im Jahre 1959 in Montreux, Schweiz, von neunzehn nationalen Postverwaltungen gegründet. Auf den »Europa«-Briefmarken wurde nun zusätzlich das »CEPT«-Logo abgebildet. Im Jahre 1974 verabschiedete man sich von einer einheitlichen Gestaltung der »Europa«-Briefmarken, um die geschichtliche und kulturelle Vielfalt aber auch die Gemeinsamkeiten der europäischen Völker hervorzuheben. An Stelle eines gemeinsamen Motives wurde für die »Europa«-Briefmarken ein gemeinsames Thema mit europäischen Bezug festgelegt. Die Markengestaltung zum vorgegebenen Thema wurde (und wird bis heute) von den nationalen Postverwaltungen umgesetzt. Als erstes gemeinsames Thema wurde im Jahre 1974 »Skulpturen« ausgewählt. Lediglich in den Jahren 1984 (25 Jahre »CEPT«) und 2000 (Jahrtausendwende) wurde wieder ein gemeinsames Markenmotiv verwendet. Auch im Jahre 2016 einigte man sich auf ein gemeinsames Markenbild zum Thema »Umweltschutz«. Ab dem Jahre 1993 bis heute erfolgt die Ausgabe der »Europa«-Briefmarken unter der Trägerschaft der Dachorganisation »PostEurop«. Mit der Liberalisierung des Postmarktes in Europa ergab sich eine Trennung zwischen den für die Regulierung des Postwesens zuständigen staatlichen Behörden und den kommerziellen Postunternehmen, welche im Jahre 1992 auch in die Gründung einer eigenen europäischen Organisation der Postunternehmen (PostEurop) mündete. Die Organisation hat ihren Sitz in Brüssel, Belgien, und arbeitet im Weltpostverein mit. Das »CEPT«-Logo wird seitdem nicht mehr auf den »Europa«-Briefmarken abgebildet. Außerdem wurde der Schriftzug »EUROPA«, welcher bisher in unterschiedlichen Schriftarten auf den Briefmarken abgebildet wurde, mit einer einheitlichen und modernen Schriftart dargestellt. Bis in das Jahr 1999 wurde die Wertstufe auf den Briefmarken der europäischen Postanstalten in der - wie hätte es auch anders sein sollen - jeweiligen Landeswährung angegeben. In den Jahren 2000 und 2001 wurde die Nominale auf den »Europa«-Briefmarken (und auch allen anderen Briefmarken) der Mitgliedsstaaten der »Europäischen Währungsunion« in der Doppelwährung Landeswährung/€-Währung (in Euro-¢ oder dezimal €) angezeigt. Diese Maßnahme sollte die Postkunden auf die Einführung der gemeinsamen €-Währung im Jahre 2002 vorbereiten. Ab dem Jahre 2002 wurde auf den Briefmarken der Staaten der »Europäischen Währungsunion« der Nennwert nur noch in der €-Währung angegeben. Im Jahre 2010 suchten immer mehr Postunternehmen nach einer Möglichkeit, künftige Gebührenerhöhungen flexibel und kostengünstig umzusetzen. Bis dahin (bei der »Deutschen Post AG« auch noch heute) war der numerische Wert des jeweils gültigen Tarifs auf den Postwertzeichen aufgedruckt. Bei einer Portoerhöhung mussten sehr schnell Briefmarken mit der neuen Wertstufe gedruckt werden, was zusätzliche Einführungskosten der Gebührenerhöhung verursachte und auch der zeitliche Rahmen dafür nicht immer optimal war. Man entschloss sich, nicht länger einen festen Betrag, sondern den Gültigkeitsbereich (bzw. die Art der Dienst- oder Zusatzleistung), in Textform auf das Postwertzeichen zu drucken. Als Beispiel - das Wort »Europa« für die Gültigkeit der Marke im innereuropäischen Postverkehr zum jeweils gültigen Frankaturwert, welcher jedoch dann nicht mehr auf der Briefmarke zu finden ist. Um Verwechslungen einer »Bereichsmarke Europa« mit den jährlich erscheinenden »Europa«-Briefmarken zu vermeiden, wurde der bisherige Schriftzug dieser Briefmarken durch ein vorangestelltes grafisches Symbol, welches einen Briefkasten darstellen soll, erweitert. Außerdem ist der neue »EUROPA«-Schriftzug auch das neue Logo der »PostEurop«-Briefmarken, welches ein grafisches Symbol enthalten muss, um rechtlich als »Registered Trademark ®« geschützt werden zu können. Bereits vor dem Erscheinen der ersten »Europa«-Briefmarken im Jahre 1956 brachten europäische Postverwaltungen zu bestimmten europäischen Themen Sonderbriefmarken an die Postschalter. Diese Emissionen bezeichnet man heute als Vorläufer der »Europa«-Briefmarken. Zusätzlich zu den »Europa«-Briefmarken erinnerten die Länder der Gemeinschaftsausgaben mit individuellen Sonderbriefmarken an die unterschiedlichsten europäischen Ereignisse und Persönlichkeiten. Aber auch die europäischen Postverwaltungen, welche nicht Mitglied des jeweiligen Trägerverbandes (Montanunion [1956/1959], CEPT [1960/1992], PostEurop ab 1993) der »Europa«-Briefmarken waren, beteiligten sich mit eigenen »Europa«-Briefmarken und/oder Sonderbriefmarken mit Bezug zu europäischen Themen an der Förderung des Gedankens der europäischen Einheit. Diese Emissionen bezeichnet man heute als Mitläufer der »Europa«-Briefmarken. Die »Vor- und Mitläufer« der »Europa«-Briefmarken sind ein eigenes, spannendes und umfangreiches Sammelgebiet.